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Die Dreharbeiten der zweiten Staffel von "Das Boot" fanden in Malta, Frankreich Tschechien und England statt und dauerten 104 Tage. Im Interview erzählen die Regisseure Matthias Glasner und Rick Ostermann über Flip-Flops im Eissturm, Sprachlücken und andere Herausforderungen beim Dreh.
Sky: Die zweite Staffel umfasst acht Episoden, die ihr in vier verschiedenen Ländern gedreht habt. Wie habt ihr euch die Arbeit aufgeteilt?
Matthias Glasner: Ich habe die ersten vier und Rick hat die letzten vier Folgen inszeniert. Nur eine Szene, die eigentlich Rick hätte drehen sollen, habe ich noch für ihn übernommen.
Rick Ostermann: Stimmt, weil mein Kind geboren wurde, während ich im U-Boot saß. Deshalb bin ich am nächsten Tag nach Hause zu meiner Familie gefahren.
MG: Man könnte auch nach Handlungssträngen drehen, grundsätzlich macht das jeder anders. Aber bei unserer Aufteilung gibt es hinterher keine Konflikte im Schneideraum, denn jeder ist für seine eigene Episode verantwortlich.
Sky: Was waren die besonderen Herausforderungen?
MG: Es gab sehr viele Herausforderungen, eigentlich kommt man aus den Herausforderungen gar nicht mehr raus.
RO: Zum Beispiel die technische Herausforderung, in der Enge des U-Boots zu drehen, dann die vielen visuellen Effekte, die alle erst nachher eingearbeitet werden - außerdem ist mein Französisch überschaubar.
MG: Stimmt, mir war Fleur Geffrier – sie spielt "Margot" in der Serie – eine große Hilfe am Set. Sie hat viel vermittelt und übersetzt, denn nicht alle der anderen französischen Darsteller sprachen gut Englisch. Trotz aller Herausforderungen war es für uns ein Geschenk, dass alle sehr stolz darauf waren, dabei zu sein, und leidenschaftlich gerne mitgemacht haben.
RO: Es ist anstrengend und klaustrophobisch im Boot zu drehen, das würde nicht funktionieren, wenn nicht alle mit sehr positiver Energie dabei wären. Aber alle wollten gerne im Boot spielen, weil sie vom Mythos des U-Boots fasziniert waren.
Sky: Ihr habt in Malta, dort stehen große Wasserbassins für die Szenen auf dem Meer, einen Eissturm bei sommerlichen Außentemperaturen gedreht.
RO: Stimmt, es gibt super Fotos von Stefan Konarske, der oben seine dicke Lederjacke und Mütze und unten Badehose und Flipflops trägt.
MG: Alle hatten Angst, dass sie bei den Aufnahmen schwitzen. Ich fand es nicht so schlimm, denn wir haben sie ohnehin mit Wasser, also Meeresgischt, besprüht.
Sky: Wie seid ihr bei der Umsetzung der Story vorgegangen, um bei den verschiedenen Handlungssträngen und Drehorten die Handschrift zu behalten?
MG: Für mich war es wichtig, ruhig und klar zu erzählen. So wie es Andreas Prochaska in der ersten Staffel auch schon gemacht hat. Beim Kino versuche ich eigentlich immer, über das Buch hinaus zu gehen. Bei Serien mache ich das nicht, ich versuche das, was dort steht, präzise umzusetzen.
RO: Die innere Regieanweisung war, das zu halten, was Andreas Prochaska in der ersten Staffel vorgegeben hat.
Sky: Was nehmt ihr von der Arbeit an der zweiten Staffel der Serie "Das Boot" mit?
MG: Es hat mich sehr beeindruckt, wie unterschiedlich die Schauspieler der verschiedenen Länder ihre Arbeit angehen. Da habe ich viel gelernt und es hat mir großen Spaß gemacht. Ich mag die angelsächsische Art sehr: Die Schauspieler sind überhaupt nicht eitel und haben Humor. Die spielen sehr selbstverständlich, eigentlich wie Kinder. Bei ihnen ist Spielen und Sein das gleiche.
Sky: Habt ihr eine Lieblingsszene?
MG: In Episode vier gibt es die Schwimmszene. Eine aufwendige Sequenz, die aus Kostengründen fast nicht hätte gedreht werden sollen. Aber alle mochten sie so sehr, dass sie im Buch geblieben ist. Und ich muss sagen, in meiner Filmografie gehört sie zu den Sequenzen, auf die ich stolz bin.
RO: Da gibt es eine kleine Szene, in der Ehrenberg den Motor des U-Bootes inspiziert. Die ist nicht spektakulär, aber ich habe Franz Dinda dafür gefeiert, wie er in der Szene mit dem Boot und seiner Rolle verschmolzen ist.
Sky: Es gibt immer wieder mal Diskussionen über die Begriffe Kriegsfilm und Antikriegsfilm. Ist das Boot eine Kriegsserie oder Antikriegsserie?
MG: Ich denke, es gibt keinen Antikriegsfilm, es gibt nur Kriegsfilme. Nach Wolfgang Petersens Film "Das Boot" haben sich ganz viele Leute zur Marine gemeldet. Obwohl man denken müsste, dass der Film abschreckend ist, es ist doch furchtbar im U-Boot. Man kann das nicht verhindern. Mein Gedanke ist daher, wie erzähle ich das so ehrlich wie möglich. Das Tolle an dem Genre ist, egal ob bei den alten Griechen, Shakespeare oder Tolstoi, dass der Krieg das Menschsein auf pure und intensive Weise zeigt. Alle Regeln werden außer Kraft gesetzt. Menschen werden auf ihr nacktes Ich zurückgeworfen. Wir erzählen von dem Wahnsinn des Krieges. Kriegsfilme- und Serien sind Reisen in den Wahnsinn, wo Menschen ungeheuerliche Dinge tun und irrsinnig werden.