Rick Okon spielt in der preisgekrönten Sky Original Serie "Das Boot" den jungen U-Boot-Kommandanten Klaus Hoffmann. Seine Schwester Hannie wird in der vierten Staffel von Rosalie Thomass (zuvor von Luise Wolfram) verkörpert. Die beiden Schauspieler verraten im Interview, wie sie die Figuren sehen und was das Geschwisterpaar ausmacht.
Wo steht Klaus Hoffmann am Ende der dritten Staffel und was erwartet ihn in Staffel 4?
Rick Okon: Am Ende der dritten Staffel kehrt Klaus Hoffmann nach Berlin zurück, er ist wieder mit seinem Vater und mit seiner Schwester vereint. Allerdings hat er jetzt ein höheres Ziel, das bereits in der dritten Staffel leicht angeteasert wurde: Er versucht, gemeinsam mit seinem Vater, eine Verschwörung zu planen, um den grausamen Krieg und die Zerstörungswut zu beenden. Hoffmann ist in Berlin vor allem damit beschäftigt, möglichst viele Informationen für US-Admiral Kenton heranzuschaffen. Das bedeutet Vaterlandsverrat, Verrat an seiner Familie und an allem, was ihm heilig ist.
Wie entwickelt sich Hannie im Lauf der vierten Staffel?
Rosalie Thomass: Als ich das Skript für diese Staffel gelesen habe, habe ich eigentlich nur eine sehr wütende Frau gelesen, die keine Möglichkeit hat, ihre Emotionen auszuleben. Wir tun uns heute auch noch schwer mit weiblicher Wut. In der Zeit damals gab es aber gar kein Ventil und kaum Gestaltungsspielraum für Frauen. Sie ist eine unzufriedene, ungeliebte Ehefrau, eine unbefriedigte Frau. Sie kann mit ihrem Partner keine Kinder bekommen, es gibt keinen Lebensinhalt. Sie verstrickt sich in ungünstige Schattenräume, die ihr als der einzige Ausweg erscheinen, überhaupt irgendwas gestalten zu können. Hannie befindet sich außerdem die gesamte Staffel über in einem starken Gewissenskonflikt: Verrate ich meinen Bruder oder kann ich ihm vertrauen? Ist er noch der Bruder, den ich dachte zu kennen?
Wie ist das Verhältnis der Geschwister zueinander?
Rick Okon: Hannie stand immer im Schatten von Klaus, obwohl sie in vielen Bereichen besser war als er. Es besteht auf jeden Fall eine tiefe Verbundenheit zwischen den beiden, auch eine gegenseitige Achtung und Anerkennung. Sie sind sich aber über die Jahre fremd geworden und haben vielleicht den Moment verpasst, in dem sie einfach wieder Geschwister werden. Und kurz bevor es dazu kommen kann, ist Klaus wieder in seiner eigentlichen Mission unterwegs und stellt wieder andere Dinge über die Familie. Auch das ist eine tragische Seite des Krieges: Dass Familien aufgrund von Interessenskonflikten auseinanderbrechen.
Rosalie Thomass: Ich würde noch ergänzen, dass das Besondere an den Büchern ist, dass die Geschwistergeschichte im historischen Rahmen modern erzählt ist – eine zeitlose Familiengeschichte. Wie sehr man aneinander vorbei leben kann, wie sehr wir alle die Erwartung haben, mit Familie und Geschwistern eng verbunden zu sein, ganz viel miteinander zu teilen und dass man die gleichen Werte oder die gleichen Ideen hat. Doch in der Realität gehen diese Erwartungen eben oft weit auseinander.
Habt ihr denn das Gefühl, dass das auch ein junges Publikum ansprechen kann?
Rick Okon: Absolut. Die Familienthematik ist, wie Rosalie eben gesagt hat, ja durchaus zeitlos. Daran kann man auf jeden Fall andocken.
Rosalie Thomass: Während des Drehs lief bereits der Krieg gegen die Ukraine. Ich habe schon nachgedacht, ob ich das machen will, ob das etwas ist, was in meinem Leben gerade Raum bekommen darf. Aber da die Bücher davon erzählen, dass im Krieg alle verlieren, also dass es bei diesem Schwachsinn keine Sieger gibt, ist das Ganze zeitlos und modern. Deswegen finde ich die Staffel auch für junge Leute absolut sehenswert. Um das auch immer weiter im Gedächtnis zu behalten, weil es ja scheinbar für manche Menschen immer noch nicht angekommen ist: Krieg ist einfach keine Lösung.
Rick, du bist jetzt seit vier Staffeln dabei und hast mit verschiedenen Regisseuren gedreht. Gibt es etwas, das dir von der Zeit besonders in Erinnerung geblieben ist?
Rick Okon: Mir ist so viel in Erinnerung geblieben. Wir haben fast auf den Tag genau fünf Jahre gedreht. Bei der Schlussszene war ich nah am Wasser gebaut, das hat mich mitgenommen, weil es so eine schöne und sehr bereichernde Zeit war. Viele vom Team sind auch von Anfang an dabei - vom Kostüm, vom Ton, von der Maske. Über die Jahre hinweg, fühlte es sich ein bisschen an, wie zur Familie zurückkehren. Und in den letzten Monaten der vierten Staffel hatte ich DIE Drehzeit meines Lebens, das war richtig schön. Wir hatten mit Dennis Gansel einen Regisseur, der offen ist und mit dem man über emotionale Dinge reden kann, der greifbar ist und gute Ideen hat, der aber auch einfach entspannt ist, und mit einem gewissen Witz und einer gewissen Selbstironie an die Dinge herangeht.
Rosalie, wie war es für dich, neu zu diesem eingespielten Team zu kommen?
Rosalie Thomass: Ich hatte schon Respekt, weil es auch heikel sein kann, eine Rolle zu übernehmen. Aber ich wurde so warm empfangen, nicht nur menschlich: Ich fand vor allem, dass ich auch auf gestalterischer und künstlerischer Ebene sehr offen empfangen wurde. Es war für alle okay, dass ich meine Version der Hannie anbiete. Ich bin von diesem Team wirklich begeistert, von Dennis Gansel und von der Art und Weise, wie gemeinsam gearbeitet wurde, das war wirklich outstanding. Ich habe selten so eine schöne Arbeit erlebt.