Keine Angst vor dem „Blauen Monster“
Die World Golf Championships haben sich laut Sky Experte Carlo Knauss „zur bedeutendsten Turnierserie nach den Majors entwickelt“. Dementsprechend ist die gesamte Weltspitze bei der Cadillac Championship dabei. Jordan Spieth, Jason Day, Rory McIlroy, Bubba Watson, Rickie Fowler und Titelverteidiger Dustin Johnson freuen sich auf den ersten Saison-Höhepunkt und wollen das „Blaue Monster“ zähmen. Mit dabei in Doral bei Miami sind auch Martin Kaymer und Bernd Wiesberger. Sky überträgt das Turnier exklusiv live und in HD. Kommentar: Carlo Knauss.
Das Turnier Als die World Golf Championships 1999 mit zunächst drei Veranstaltungen im Jahr starteten, war nicht klar, ob diese neue Serie Erfolg haben würde. Ins Leben gerufen wurde sie von der International Federation of PGA Tours, einem Zusammenschluss der sechs größten Profi-Touren der Welt, mit dem Ziel, den Golf-Sport weiter zu globalisieren. Durch feste Kontingente für die einzelnen Touren war von Beginn an ein internationales Teilnehmerfeld sichergestellt. Die Unsicherheit, die damals bestand, war jedoch, ob dieses Konzept auf dem wichtigen US-Markt funktionieren würde. Es funktionierte. „Die WGC haben sich mittlerweile zur bedeutendsten Turnierserie nach den Majors entwickelt“, erklärt Sky Experte Carlo Knauss.
Um die amerikanischen Profis zu locken, waren die Turniere von Anfang an extrem hoch dotiert. Und weil die Stars, allen voran Tiger Woods, eine lukrative Einnahmequelle witterten, nahmen sie gerne an den Turnieren teil und sorgten so schnell für eine große Akzeptanz beim US-Publikum. Während die beiden anderen Original-Turniere der WGC bereits bestehende Events waren, die in die Serie aufgenommen wurden, wurde die damalige American Express Championship extra für die WGC gegründet. Die Premiere gewann Tiger Woods in Valderrama, Spanien, in einem Playoff gegen Miguel Ángel Jiménez. Es war Woods' erster von bislang sieben Erfolgen und sein zweiter von 18 WGC-Siegen.
Das Preisgeld in dieser Woche beträgt 9,5 Millionen US-Dollar, der Sieger erhält die krumme Summe von 1.612.432 Dollar. Außerdem gibt es 550 FedExCup-Punkte für den Sieg und damit 50 mehr als bei normalen US-Turnieren.
Der Platz In den ersten Jahren ihres Bestehens waren verschiedene Plätze in Europa und den USA Austragungsort der Cadillac Championship. Erst seit 2007 hat das Turnier eine feste Heimat auf dem Blue Monster Course im Trump National Doral Golf Club gefunden.
Der Platz hatte seinen Namen daher, dass er bei seinem PGA-Debüt 1962 und in den folgenden Jahren den Profis mit seinen vielen Wasserhindernissen das Fürchten lehrte. Doch im Jahr 2007 hatte das „Blaue Monster“ sein Grauen verloren. Es bleckte zwar weiterhin seine Zähne, doch die waren mehrheitlich stumpf geworden. Der Kurs war in die Jahre gekommen und jagte den Top-Golfern keinen Schrecken mehr ein. Als Donald Trump, New Yorker Immobilientycoon und aktueller US-Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, das Resort 2012 erwarb, machte er sich daher sofort daran, das Monster wieder zum Leben zu erwecken. Trump beauftragte den Golfplatz-Architekten Gil Hanse mit der Aufgabe und ließ ihm völlig freie Hand.
Hanse wollte den historischen Kurs zunächst nur reparieren, doch es zeigte sich schnell, dass das nicht reichen würde, um den Platz den modernen Erfordernissen anzupassen. Also machte er sich daran, den Kurs umzubauen. Dabei entwickelte sich ein „Domino-Effekt“, erzählt er, „und wir haben fast alle Löcher verändert“. Für etwa 200 Millionen Dollar entstand so ein „nagelneuer Golfplatz“. Nur ein Loch ließ der Architekt nahezu unverändert: die 18, das „Blaue Monster“. Dieses Loch war immer noch eins der schwierigsten auf der US Tour. „Deshalb und weil es dem Platz den Namen gibt, war es für uns wichtig, es so beizubehalten“, erklärt Hanse.
Seine Bewährungsprobe bestand der Platz bei der Cadillac Chamionship 2014. „Mister Trump wollte einen echten Härtetest und genau das hat er bekommen“, sagte etwa Harris English. Jason Dufner berichtete, dass er sich seit langem nicht so viele Gedanken über seine Taktik machen musste wie in Doral. Und für den späteren Sieger Patrick Reed fühlte es sich so an, „als ob wir ein Major spielen“. Das zeigte sich auch an seinem Siegerscore von nur vier unter Par.
Mit 7.543 Yards, also 6.897 Metern, ist das Blue Monster einer der längsten Plätze auf der US Tour. Im vergangenen Jahr spielten die Profis den Par-72-Kurs mit durchschnittlich 73,24 Schlägen. Das war unter allen Par-72-Plätzen der dritthöchste Wert, verglichen mit den 73,852 Schlägen von 2014 aber eine Steigerung.
Der Titelverteidiger Ein halbes Jahr hatte Dustin Johnson wegen „persönlicher Herausforderungen“ auf der US Tour gefehlt. In der Gerüchteküche hieß es, die „persönlichen Herausforderungen“ hätten mit einem positiven Dopingtest auf Kokain zu tun und die Pause wäre keinesfalls freiwillig erfolgt. Johnson jedenfalls kam stark aus seinem „Sabbatical“ zurück. Bei seinem Comeback bei den Farmers Insurance Open verpasste er zwar den Cut, doch beim AT&T National Pro-Am kam er auf Platz vier und bei den Northern Trust Open erreichte er das Playoff, das er gegen James Hahn verlor. In Doral schließlich holte er sich nur fünf Wochen nach seinem Comeback den ersten Sieg, den neunten seiner Karriere.
Dabei sah es am Sonntagmorgen noch nicht danach aus, dass DJ am Nachmittag triumphieren würde. Zwar ging er als geteilter Zweiter auf die Schlussrunde, doch fehlten ihm fünf Schläge auf den bis dahin dominierenden J.B. Holmes. Nach sieben Löchern hatte er den Rückstand zwar auf zwei Schläge verkürzt, dafür war ihm Bubba Watson um vier Schläge davongezogen. Ab dem Moment allerdings spielte Johnson herausragendes Golf auf dem schwierigen Platz. Drei Birdies reichten ihm schließlich, um mit einem Schlag vor Holmes und zwei vor Watson zu gewinnen. „Das ist einer meiner größten Erfolge“, freute sich Johnson. Der Weg dorthin sei schwierig gewesen, „aber ich habe heute großartig gespielt.“ Er habe während seiner Pause viel und hart gearbeitet, berichtete Johnson, „es bedeutet mir sehr viel, dass ich sofort Erfolg habe. Das gibt mir viel Selbstvertrauen.“
Das hat Johnson immer noch, obwohl seither kein weiterer Erfolg hinzugekommen ist. Mit Platz vier jüngst bei den Northern Trust Open bewies er aber, dass er in Top-Form zu seiner Titelverteidigung in Miami anreist.
Die Favoriten
Angesichts der Länge des Platzes könnten in dieser Woche Big-Hitter im Vorteil sein. Da der Platz die Spieler jedoch außerdem vor viele schwierige Herausforderungen stellt, ist Schlaglänge nicht das einzige Kriterium.
Die Favoriten bei der Cadillac Championship sind dennoch leicht ausgemacht. Natürlich zählt der Weltranglistenerste Jordan Spieth dazu, auch wenn er aufgrund seiner eher geringen Weite (Platz 78 in der Statistik 2015) nicht unbedingt der erste Kandidat ist.
Andere Top-Spieler dürften in dieser Woche etwas aussichtsreicher sein. Allen voran natürlich die Big-Hitter wie Titelverteidiger Dustin Johnson (Platz 1 in der Schlagdistanz 2015), Honda Classic Champion Adam Scott (4), Bubba Watson (2), der Sieger der Northern Trust Open, der Vorjahreszweite J.B. Holmes (5) und der Weltranglistenzweite Jason Day (3).
Da die Länge auf dem Blue Monster jedoch nicht alles ist, gehören noch einige weitere Stars zum engeren Favoritenkreis wie etwa 2014-Champion Patrick Reed, Rickie Fowler, Rory McIlroy, Henrik Stenson, Phil Mickelson, Louis Oosthuizen oder Sergio Garcia.
Die deutschen und österreichischen Teilnehmer
Martin Kaymer ist der einzige Deutsche in dieser Woche bei der Cadillac Championship. Der zweimalige Major-Sieger gehört allerdings nicht zum Favoritenkreis, nicht einmal zum erweiterten. Dafür ist er in 2016 einfach noch nicht in Schwung gekommen. Platz 16 in Abu Dhabi ist sein einziges Ergebnis bei drei Starts, zuletzt scheiterte er zweimal deutlich am Cut.
Nicht viel besser sieht es bei Bernd Wiesberger aus. Der Österreicher hat sich im Gegensatz zu Kaymer zwar bereits in den USA akklimatisiert und sich bei zwei Turnieren vorbereitet. Doch sowohl bei den Northern Trust Open als auch beim Honda Classic scheiterte Wiesberger am Cut.