Einer aus vier
Die 60 besten Spieler der European Tour haben es zum Saisonfinale nach Dubai geschafft. Doch nur Henrik Stenson, Danny Willett, Alex Noren und Rory McIlroy kämpfen in dieser Woche noch um den Sieg im Race to Dubai. Für alle anderen geht es bei der DP World Tour Championship „nur“ um den Siegerscheck über 1.240.000 Euro. Mit dabei im Jumeirah Golf Estates sind auch Martin Kaymer und Bernd Wiesberger. Kommentar: Adrian Grosser und Gregor Biernath.
Das Turnier
Das Race to Dubai gleicht einem Marathon. Er führte in den vergangenen zwölf Monaten durch 48 Turniere in 27 Ländern auf fünf Kontinenten. Die besten 60 Spieler sind jetzt auf die Zielgerade eingebogen. Bei der DP World Tour Championship fällt die Entscheidung über den Sieger der Jahreswertung auf der European Tour. Seit der Einführung des Race to Dubai im Jahr 2009 findet das Saisonfinale in dem Emirat am Persischen Golf statt. Neben der 79 Jahre alten Harry Vardon Trophy winkt dem Saisonbesten ein Bonus von 1.250.000 US-Dollar, etwa 1,16 Millionen Euro. Insgesamt werden nach dem Turnier fünf Millionen Dollar an Prämien ausgezahlt. Und das sind nur die Sonderprämien für die Jahreswertung. Das Turnier selbst ist mit acht Millionen Dollar dotiert. Der Sieger erhält knapp 1.240.000 Euro.
Der Platz
Der Earth Course im Jumeirah Golf Estates wurde von Beginn an als zukünftiger Turnier-Platz für die DP World Tour Championship geplant. Seine Premiere feierte er wie das Turnier im November 2009. Da war er allerdings schon über eineinhalb Jahre fertig und theoretisch bespielbar. Doch von April 2008 bis zum Debüt 19 Monate später sollte die komplette Anlage nahezu ohne Beanspruchung reifen, um den Stars der European Tour absolute Top-Konditionen zu garantieren.
Bei diesem Aufwand überrascht es nicht, dass für dieses Prestige-Projekt mit dem zweifachen Open-Champion Greg Norman eine Golf-Legende als Architekt engagiert wurde. Beim Design ließ sich „The Great White Shark“ nach eigener Aussage von den großen Parkland-Kursen Europas und Nordamerikas inspirieren. Er zauberte eine grüne Oase mit vielen Bäumen, Pflanzen und Wasserhindernissen in die arabische Wüste. Dazu kommen über 100 Bunker, die an strategischen Punkten auf den Fairways und rund um die Grüns platziert wurden. Der hellweiße Sand wurde extra aus North Carolina importiert, da der Wüstensand sich dafür nicht eignete.
Der Platz ist nur leicht hügelig, die Fairways sind lang und oft recht breit, die Grüns sind groß und sehr wellig. Es ist daher wichtig, dass der Ball auf der richtigen Seite der Fahne landet, um eine gute Chance beim Putt zu haben. Die letzten vier Löcher mit dem Inselgrün auf der 17 und dem 567 Meter langen Schlussloch bezeichnet Norman als „die anspruchsvollste Meile im Golf“.
Der Titelverteidiger
Mit einem Schlag Vorsprung vor dem Top-Favoriten Rory McIlroy und zwei weiteren vor dem Rest des Feldes war Andy Sullivan im vergangenen Jahr auf die Schlussrunde der DP World Tour Championship gegangen. Und der Engländer setzte seine Konkurrenten von Beginn an unter Druck. Mit vier Birdies auf den ersten sechs Löchern baute Sullivan seinen Vorsprung weiter aus. Diesem Tempo konnte nur einer halbwegs folgen: Rory McIlroy. Mit drei Birdies bei einem Bogey lag der Nordire nach einem Drittel der Runde drei Schläge hinter Sullivan. Und zwei Löcher später hatte er wieder den ursprünglichen Abstand von nur einem Schlag hergestellt. Damit war alles angerichtet für ein spannendes Duell auf der zweiten Rundenhälfte.
Mit einem unbeantworteten Birdie auf der zwölf zog McIlroy erstmals mit seinem Konkurrenten gleich. Und der Nordire ließ nicht locker. „Der Wendepunkt waren die beiden Birdies auf 14 und 15, als er seine Chancen nicht nutzte. Das hat mir ein schönes Polster vor den letzten drei Löchern gegeben“, freute sich McIlroy. Doch den Sieg hatte er dadurch immer noch nicht sicher. „Ach du meine Güte“, entfuhr es ihm nach dem Abschlag auf der 17, dem Par-3-Inselgrün. Da ahnte er schon, dass sein Ball über das Grün hinausschießen und im Wasser landen würde. Mit einem zusätzlichen Strafschlag musste McIlroy aus der Dropzone weiterspielen. Doch auch der Schlag misslang ihm und der Ball blieb mehrere Meter vom Loch entfernt liegen. Um seine Führung zu behalten, musste McIlroy zum Bogey einlochen. „Zum Glück habe ich den Putt reingemacht. Mit einem Schlag Vorsprung auf die 18 zu gehen, ist ein riesiger Unterschied“, freute sich McIlroy, nachdem er mit einem Par seine Führung ins Ziel gebracht hatte. Mit seinem zweiten Sieg in Dubai nach 2012 sicherte sich McIlroy zugleich zum dritten Mal den Sieg im Race to Dubai.
Die Favoriten
Vier Spieler haben in dieser Woche noch die Chance, die Harry Vardon Trophy für den Jahresbesten auf der European Tour zu gewinnen: Henrik Stenson, Danny Willett, Alex Noren und Titelverteidiger Rory McIlroy. Aber nur die beiden europäischen Major Champions des Jahres Stenson (The Open) und Willett (Masters) haben ihr Schicksal selbst in der Hand. Sie wissen, dass sie mit einem Turniersieg gleichzeitig auch das Race to Dubai für sich entscheiden.
Während McIlroy sich in der vergangenen Woche den weiten Trip zur Nedbank Golf Challenge nach Südafrika sparte, waren die anderen drei in Sun City am Start. Und das Ergebnis fiel eindeutig aus: Mit einer überragenden 63er Schlussrunde sicherte sich Alex Noren überlegen seinen vierten Sieg in den letzten fünf Monaten und zog im Race to Dubai an McIlroy vorbei auf Platz drei. Der Schwede ist damit aktuell der heißeste Spieler auf der European Tour. Sollte der 34-Jährige auch in Dubai gewinnen, müsste sein Landsmann Stenson schon mindestens Zweiter werden, um das Race to Dubai für sich zu entscheiden.
Die geringsten Chancen auf den Sieg im Race to Dubai hat McIlroy. Anders als in den vergangenen beiden Jahren, als er wusste, dass er mit einem Turniersieg auch die Jahreswertung gewinnen würde, ist er diesmal von den Ergebnissen seiner Kontrahenten abhängig. „Mathematisch kann ich das Race noch gewinnen, aber das wird nicht passieren, dafür spielen die drei anderen einfach zu gut“, glaubt der 27-Jährige nicht an seine Chance. Dafür winkt ihm ein anderes Ziel: „Ich weiß jetzt, dass ich mit einem Sieg in Dubai die neue Nummer eins der Welt werde. Es ist ein großer Anreiz für mich, diese Position zurückzubekommen“, sagt McIlroy, der zuversichtlich in das Turnier startet: „Ich fühle mich gut in Form und ich habe auf diesem Platz schon Top-Ergebnisse erzielt. Ich bin sicher, dass ich das wieder schaffen kann.“
Die deutschen und österreichischen Teilnehmer
Mit Martin Kaymer und Bernd Wiesberger sind je ein Deutscher und ein Österreicher in dieser Woche bei der DP World Tour Championship dabei. Wiesberger liegt vor dem Finale des Race to Dubai auf Rang elf, Kaymer ist 14. Beide haben nur eins der beiden ersten Playoff-Turniere gespielt. Während Wiesberger beim Auftakt der Serie in der Türkei dabei war und bei den Turkish Airlines Open einen hervorragenden vierten Platz belegte, flog Kaymer eine Woche später nach Südafrika zur Nedbank Golf Challenge. Nach einer katastrophalen Auftaktrunde und dem letzten Platz verbesserte sich der Rheinländer mit drei ordentlichen Runden immerhin noch auf Rang 44.