Auftakt ins neue Jahr mit einem Stargast
Als Gastgeber der BMW SA Open ist Ernie Els ein echter Coup gelungen. Der Südafrikaner lockte den Weltranglistenzweiten Rory McIlroy ans Kap. Der Nordire ist im Glendower GC natürlich der absolute Top-Favorit. Die vier Deutschen Marcel Siem, Alexander Knappe, Sebastian Heisele und Bernd Ritthammer sind dagegen nur Außenseiter. Sky überträgt die BMW SA Open von Donnerstag bis Sonntag exklusiv live und in HD. Kommentar: Adrian Grosser.
Das Turnier
Südafrika ist eine Golf-Nation. Allein sieben Major-Champions hat das Land am Kap hervorgebracht, die zusammen 22 Titel gewonnen haben. Und bis auf Louis Oosthuizen und Charl Schwartzel, die Nummern sechs und sieben in der Liste, haben sie alle auch ihre nationale Meisterschaft gewonnen – und das nicht nur einmal. Retief Goosen und Trevor Immelman haben immerhin zwei Heimsiege gefeiert, Ernie Els fünf und Bobby Locke neun. Unangefochtener Titelsammler war aber Gary Player. Der neunmalige Major-Sieger gewann unglaubliche 13 Mal die South African Open Championship.
Die Geschichte des Turniers reicht bis ins Jahr 1903 zurück, in diesem Jahr findet bereits die 106. Auflage statt. Die BMW SA Open sind damit eine der ältesten nationalen Golf-Meisterschaften der Welt. Die Premiere vor 114 Jahren gewann ein gewisser Laurie Waters mit 163 Schlägen nach 36 Löchern. Erst seit 1908 wird das Turnier über 72 Löcher gespielt. Im Jahr 1997 wurden die SA Open in den Turnierkalender der European Tour aufgenommen. Die Veranstaltung ist mit 15 Millionen Rand dotiert, das macht aktuell knapp über eine Million Euro. Der Sieger erhält davon etwa 185.000 Euro.
Der Platz
Im vierten Jahr in Folge ist der Glendower GC in Johannesburg Austragungsort der South African Open. Der 1935 erbaute Platz wurde zunächst in den 80er Jahren total renoviert und umgestaltet und 2007 nochmals modernisiert. Der traditionelle Parkland-Kurs besticht mit vielen strategisch platzierten Bunkern und Wasserhindernissen. Als Paul McGinley, der europäische Ryder-Cup-Kapitän von 2014, bei der SA Open 2013 den Platz kennenlernte, war er voll des Lobes: „Das ist einer der besten Plätze, auf denen ich gespielt habe. Er ist sehr gut einsehbar, die Bunker liegen gut und er ist extrem gut gestaltet.“ Sogar das Potenzial für eine US Open erkannte McGinley in dem Platz – „sofern er in den USA wäre“.
Der Titelverteidiger
Die Schlussrunde bei der BMW SA Open hätte ein geruhsamer Nachmittagsspaziergang für Brandon Stone werden können. Stattdessen wurde das Finale eine Achterbahnfahrt für den jungen Südafrikaner. Zwei Schläge Vorsprung hatte sich Stone an den ersten drei Tagen erspielt und seine Führung nach nur vier Löchern der Schlussrunde auf fünf Schläge ausgebaut. Alles sah nach einem souveränen Sieg aus, doch plötzlich lief bei ihm nichts mehr zusammen. Auf den nächsten sieben Löchern notierte Stone sechs Bogeys und nur ein Birdie und lag plötzlich einen Schlag hinter Daniel Brooks.
Seinen Glauben an den Sieg verlor Stone trotzdem nicht. „Ich habe versucht, mich darauf zu konzentrieren, was ich zu tun hatte. Es gab ja noch ein paar Birdie-Chancen“, erklärte er – und nutzte sie. In seiner privaten Achterbahn ging es nun wieder steil bergauf dank vier Schlaggewinnen auf den folgenden fünf Bahnen. Zwei Pars zum Abschluss reichten zum Sieg. „Ich hatte heute einige Höhen und Tiefen“, sagte der glückliche Gewinner, „dass ich am Ende oben stehe, ist einfach unglaublich.“ Er sei „überwältigt von meinen Gefühlen“, erklärte Stone, dem auf dem Grün der 18 ein paar Tränen übers Gesicht liefen.
Das Feld
Zum dritten Mal ist Ernie Els Gastgeber der SA Open. Und diesmal ist dem Südafrikaner ein echter Coup gelungen. Bei den Irish Open 2015 sprach Els den dortigen Gastgeber Rory McIlroy an und lud ihn zu einem Gegenbesuch nach Südafrika ein. 2016 klappte es noch nicht, aber in diesem Jahr gibt sich der viermalige Major-Sieger und aktuelle Weltranglistenzweite die Ehre. „Ich kann es nicht erwarten, zurück nach Südafrika zu kommen, es ist eine Weile her, seit ich zuletzt hier war“, erklärt McIlroy, der seinen letzten Auftritt am Kap im Dezember 2008 hatte. Bei den SA Open belegte er damals gemeinsam mit Ernie Els den dritten Rang, nur einen Schlag hinter Sieger Richard Sterne.
Weitere Stars neben McIlroy und Gastgeber Els sind Sir Nick Faldo und Darren Clarke, die allerdings nicht zum Favoritenkreis gehören. Starke Herausforderer für Top-Favorit McIlroy sind vor allem Andy Sullivan, Jamie Donaldson, Morten Orum Madsen, David Horsey, James Morrison und natürlich eine ganze Reihe Lokalmatadore wie Jaco van Zyl, Hennie Otto, James Kingston oder Thomas Aiken.
Aus Deutschland sind vier Profis angereist. Neben dem erfahrenen Marcel Siem sind das die Tour-Neulinge bzw. –Rückkehrer Alexander Knappe, Sebastian Heisele und Bernd Ritthammer. Knappe (112) und Ritthammer (129) sind nach ihrer starken Saison auf der Challenge Tour aktuell nach Martin Kaymer die deutschen Nummern zwei und drei in der Weltrangliste. Siem dagegen ist in 2016 über 200 Positionen zurückgefallen und liegt nur noch auf Platz 381. Der 36-Jährige startet dennoch optimistisch ins neue Jahr. Er freue sich „tierisch, wieder Turniergolf zu spielen“, schreibt er auf Facebook, „ich bin wieder gesund und treffe die Kugel echt gut.“