Weltklasse in Wentworth
Die BMW PGA Championship ist das Aushängeschild der European Tour. Für die europäischen Stars ist die Veranstaltung am Stammsitz der European Tour jedes Jahr ein Highlight im Turnierkalender. Angeführt wird das Feld in dieser Woche von Masters-Champion Danny Willet und Titelverteidiger Byeong-Hun An. Mit Martin Kaymer und Maximilian Kieffer sowie Bernd Wiesberger zählen zwei Deutsche und ein Österreicher zum weiteren Favoritenkreis. Sky präsentiert das Turnier exklusiv live und in HD. Kommentar: Gregor Biernath.
Das Turnier
Die 1955 gegründete BMW PGA Championship ist eins der prestigeträchtigsten Turniere auf der European Tour. Jahr für Jahr pilgern die europäischen Top-Stars in den Westen Londons. Der Grund dafür ist leicht erklärt. Natürlich spielen das für europäische Verhältnisse immense Preisgeld von fünf Millionen Euro und die vielen Weltranglistenpunkte eine Rolle. Vielmehr ist es aber die Aura des Turniers, die die größte Anziehungskraft ausübt. Beim Blick auf die Siegerliste im Wentworth Club packt selbst hartgesottene Profis die Ehrfurcht. Von Premierensieger Tony Jacklin über Arnold Palmer, den vierfachen Champion Sir Nick Faldo, Seve Ballesteros und die dreimaligen Titelträger Bernhard Langer und Colin Montgomerie haben sich die Größen des Golfsports in der Hall of Fame verewigt.
Der Platz
Eröffnet wurde der West Course des Wentworth Club in 1926. Harry Colt, der Architekt des Platzes, nutzte die natürlichen Gegebenheiten des stark bewaldeten Geländes und schuf einen anspruchsvollen Golfkurs, der 80 Jahre fast unverändert bestehen blieb. Erst die fortschreitende technische und physische Entwicklung des modernen Golf-Sports machte eine Überarbeitung erforderlich. Diese Aufgabe fiel passenderweise Ernie Els zu, der jahrelang mit seiner Familie in einem Haus unmittelbar hinter dem 16. Grün lebte.
Die ersten Verbesserungen erfolgten 2006, weitere Umbaumaßnahmen dann zwischen 2009 und 2010. Die größten Veränderungen veranlasste Els bei den Grüns. Alle 18 Grüns wurden nach dem hohen Standard des amerikanischen Golfverbandes neu gestaltet. Außerdem wurde ein besonderes Augenmerk auf die Bunker gelegt. Sowohl die Grün-Bunker als auch die Bunker entlang der Fairways wurden überarbeitet und teilweise so versetzt, dass sie angesichts der heutigen Schlagweiten größeren Einfluss auf die Taktik der Profis haben.
Els gelang es so, den fast 100 Jahre alten West Course in einen modernen, anspruchsvollen und herausfordernden Golf-Platz zu verwandeln, ohne ihn seines eigentümlichen Charakters zu berauben.
Birdie-Chancen ergeben sich auf dem 6.677 Meter langen Par72-Kurs vor allem auf den vier Par5-Löchern. Das leichteste von ihnen ist die vierte Bahn, das schwierigste Par5 ist das Schlussloch, das überdies wohl die spannendste Bahn des Platzes ist. Luke Donald verrät warum: „Wenn man die Sandhindernisse auf der linken Seite umgeht und einen ordentlichen Abschlag hinlegt, kann man das Grün mit zwei Schlägen erreichen“, erklärt der zweimalige Wentworth-Sieger. Allerdings berge das Wasser drum herum einiges an Gefahrenpotenzial, warnt der Engländer. Es ist mithin ein Loch, bei dem man die Chance hat, „für Risiko belohnt zu werden“.
Der Titelverteidiger
Für Byeong-Hun An war der Sieg bei der BMW PGA Championship wie ein „fünftes Major“. Der größte Erfolg seiner Karriere werde sein „Leben verändern“, glaubte der Südkoreaner. Mit 21 Schlägen unter Par stellte An im vergangenen Jahr einen neuen Rekord in Wentworth auf. Am Ende distanzierte er das restliche Feld um sechs Schläge. Dabei sah es zu Beginn der Runde nicht nach einem so klaren Erfolg aus. Gleichauf mit Francesco Molinari und zwei Schläge vor Thongchai Jaidee startete An in den Schlusstag. Nach der Hälfte der Runde hatte er sich zwar drei Schläge Vorsprung auf den Italiener erkämpft, dafür war aber Jaidee bis auf einen Schlag an ihn herangerückt. Das Duell mit dem Thailänder war jedoch bereits an der 13 entscheiden. Auf drei Löchern machte An drei Schläge gut und setzte sich entscheidend ab. „Es war großartig, mit sechs Schlägen Vorsprung auf das letzte Loch zu gehen“, konnte er seinen Erfolg voll auskosten. Dank des Sieges rückte er von Position 132 in der Weltrangliste auf 54 vor. Mittlerweile liegt er auf Rang 26.
Die Favoriten
Das Feld der BMW PGA Championship wird von Masters-Champion Danny Willet angeführt. Er ist in dieser Woche einer von 13 Spielern aus den Top-50 der Weltrangliste, darunter Titelverteidiger An, Russel Knox, Rafael Cabrera Bello, Andy Sullivan, Shane Lowry, Lee Westwood, Matthew Fitzpatrick, Bernd Wiesberger und der Vorjahreszweite Jaidee. Diese Spieler sind sicherlich die Top-Anwärter auf den Sieg und die vorderen Platzierungen.
Weitere prominente Teilnehmer sind die ehemaligen Wentworth-Sieger Matteo Manassero, Simon Khan, David Howell, Scott Drummond und Luke Donald, die Major-Champions Martin Kaymer, Darren Clarke, Grame McDowell und Y.E. Yang sowie die Ryder-Cup-Spieler Victor Dubuisson und Jamie Donaldson.
Deutsche und österreichische Teilnehmer
Martin Kaymer und Maximilian Kieffer sowie Bernd Wiesberger gehören zwei Deutsche und ein Österreicher zum erweiterten Favoritenkreis. Bei Marcel Siem, dem dritten Deutschen im Feld, hängt alles davon ab, was seine Schulter macht. Bei den Irish Open gab er „als Vorsichtsmaßnahme“ nach der ersten Runde auf. „Habe leider immer noch mit meiner Entzündung in der rechten Schulter Probleme. Ich werde mich jetzt nochmal ein wenig schonen und dann hoffentlich nächste Woche wieder schmerzfrei angreifen können“, postete er auf Facebook. Mit zwei Top-5-Platzierungen hat er in diesem Jahr bereits bewiesen, dass er ganz vorne mitspielen kann, wenn er fit und gesund ist.
Über seine erste Top-5-Platzierung freute sich im K Club Maximilian Kieffer. Darüber sei er sehr froh, erklärte Kieffer, „besonders bei einer so großen Veranstaltung“. Dank des üppigen Preisgeldes bei dem gut dotierten Turnier schob sich der 25-jährige Rheinländer im Race to Dubai auf Position 48 nach vorne. Er ist damit zweitbester Deutscher nach Martin Kaymer, der ebenfalls nach einer starken Schlussrunde in Irland auf Rang fünf landete.